Der klassische Kreuzbandriss zeigt sehr typische Verletzungsmechanismen, die meist in Situationen der Landung nach einem Sprung, bei Abstoppbewegungen aus dem Laufen oder bei Richtungswechseln, sogenannten Change of Directions (COD) vorkommen.
Dies sind Bewegungsabläufe die charakteristisch für den Fußball sind. Die Spielsituationen sind uns dabei allen bekannt. Kopfballduelle in Angriff oder Verteidigung, Tackling im Defensivverhalten oder auch schnelle Richtungswechsel im Dribbling, allen voran jedoch, mit über 70%, passiert diese Verletzung in Pressing-Situationen des Verteidigens. Das Bewegungsmuster der Verletzungssituation ist meist die gleiche.
Valgus-Momente im Knie (Bild), oftmals kombiniert mit einer Innen- oder Außenrotation sind ein Mechanismus. Zusätzlich kommen noch Verdrehbewegungen bei nahezu gestrecktem Kniegelenk als Verletzungsmechanismus hinzu.
Das Kniegelenk hat dabei Bodenkontakt und ist belastet.
Abbildung 1: Neutrale Ausrichtung der Gelenke der unteren Extremität gegenüber Gelenkpositionen in Valguskollaps-Position (verändert nach Hewett et al, 2005, S.295).
Neben externen Risikofaktoren, die einen Einfluss auf die Entstehung von Kreuzbandrissen haben können, sind es vor allem die internen Risikofaktoren, denen man aktiv den Kampf ansagen kann.
Interne Risikofaktoren beziehen sich auf Kriterien, die vom Spieler selbst ausgehen, und viele davon sind durch entsprechende Verhaltensweisen und Training beeinflussbar.
Und hier haben mehrere Forschungsgruppen herausgefunden, dass das Risiko, einen Kreuzbandriss zu erleiden, bei Frauen um ein Vielfaches höher ist, als bei Männern.
Zugrunde liegen hier hauptsächlich anatomische Unterschiede, hormonelle Gegebenheiten sowie das neuromuskuläre Zusammenspiel und damit einhergehend die Bewegungskontrolle.
Bei Frauen hat vor allem der sogenannte Qaudrizeps-(Q-) Winkel einen negativen Einflussfaktor auf die häufigen Knieverletzungen im Frauenfussball.
Dieser beschreibt den Valguskraftvektors, der bei Kontraktion des Quadrizeps auf die Patella wirkt. Die daraus resultierende veränderte Biomechanik bedeutet einen höheren statischen und dynamischen Valgus-Stress und führt damit zu einer erhöhten Verletzungsrate.
Weiter sind Frauen aufgrund eines kürzeren, weniger kräftigen Bandstruktur anfälliger für Verletzungen des VKB. Eine allgemeine bekannte, höhere Gelenk-Laxheit ist ein weiterer Risikofaktor von Frauen.
Auch der hormonelle Einfluss als Indikator für eine gesteigerte Verletzungsgefahr von Frauen gegenüber ihren männlichen Kollegen für Kreuzbandrisse wird vermehrt diskutiert.
Es gibt Studien die herausgefunden haben, dass vor allem in der ersten Zyklushälfte die Gefahr einen Kreuzbandriss zu erleiden, erhöht ist.
Verantwortlich gemacht wird hier das Östrogen-Hormon, dass die Festigkeit der Bandstrukturen heruntersetzen, was einen Einfluss auf die Stabilität des Gelenkes hat. Der Bewegungsspielraum des Gelenkes vergrößert sich und die Verletzungsgefahr steigt.
Weiter soll der Zyklus einen Einfluss auf die Kontraktionsfähigkeit und -geschwindigkeit haben, was ebenso einen Einfluss auf eine optimale muskuläre Gelenksicherung in dynamischen Bewegungssituationen im Fußball haben kann.
Das Zusammenspiel von zentralem Nervensystem und Muskulatur hat ebenso einen großen Einfluss auf Bewegungsmuster und Bewegungskontrolle. Defizite in diesem Zusammenspiel steigern nachweislich das Verletzungsrisiko.
Darunter versteht man z.B. eine nicht adäquate, der Situation angepasste Muskelaktivierung – sowohl in Bezug auf Größe, aber auch auf Zeitpunkt und Timing.
Oftmals entstehen schwere Verletzungen, weil die Muskulatur das belastete Gelenk nicht ausreichend und rechtzeitig stabilisieren und sichern kann.