Die logische Konsequenz?
Die Menschen gehen ins Stadion und schauen sich diese Spiele an. Nach 16 von 31 Spielen hatte diese Europameisterschaft mit 248.075 Stadionbesuchern bereits einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt. Am Ende werden es wahrscheinlich eine halbe Million sein.
Das zeigt auch, dass die Bundesliga mit ihrem Zuschauerschnitt bei um die 1.000 weder zeitgemäß noch repräsentativ ist.
In Barcelona verfolgten über 90.000 die Viertel- und Halbfinalspiele in der UWCL gegen Real Madrid und den Vfl Wolfsburg.
Beim EM-Eröffnungsspiel England gegen Österreich pilgerten fast 70.000 ins altehrwürdige Old Trafford. Das Finale im Wembley-Stadion war bereits vor dem ersten Spiel restlos ausverkauft.
Insgesamt wurden bisher knapp 9.000 Tickets nach Deutschland verkauft. Für die WM in Katar sind es bisher nicht mal halb so viele.
Und auch anderswo wird gerade Fußball gespielt und vor allem geschaut. In Marokko findet derzeit der Afrika-Cup statt, bei dem sich die Marokkanerinnen fürs Heim-Finale qualifiziert haben. Zuschauerzahl im Halbfinale gegen Nigeria? 45.000!
Während wir in Deutschland uns also noch über die miserablen Zuschauerzahlen in den heimische Ligen Gedanken machen müssen, ist der Fußball in anderen Ländern längst als Sport der ganzen Gesellschaft, mit der ihr zugrunde liegenden individuellen Diversität begriffen worden.
In England wird derzeit sogar eine komplett andere Debatte geführt. Im Mutterland des Fußballs, dessen erste Liga letzte Saison einen viermal höheren Zuschauerschnitt verzeichnet hat als hierzulande, wird während der EM über ethnische Diversität diskutiert.
Es geht schon gar nicht mehr um Akzeptanz und Respekt für den Frauenfußball – daran wird schon lange erfolgreich gearbeitet – sondern darum, dass er zu „weiß“ ist und nicht die ganze gesellschaftliche Vielfalt des Landes repräsentiert.
Es wäre anmaßend zu sagen, „schön wer sich solche Probleme leisten kann“. Wir sollten es viel mehr als Ansporn und Motivation sehen. Unser Weg zur Gleichberechtigung ist noch sehr weit. Und Gleichberechtigung hat viele Facetten!