Joshua: Ja, ich habe schon immer versucht, mehr zu machen und zusätzlich zum Mannschaftstraining zu trainieren. Das war sicher nicht immer sinnvoll, weil es natürlich oft nicht angeleitet und daher abgestimmt war. Manchmal hätte ich meinem Körper auch mehr Ruhe gönnen müssen. Ich erinnere mich da besonders an die Zeit beim VfB Stuttgart in der Jugend. Da bekam ich das Feedback der Trainer, dass ich für eine Profi-Karriere zu klein und zu schmächtig bin. Da bin ich regelmäßig in den Kraftraum, um an mir zu arbeiten.
Lina: Ich hatte in jungen Jahren Unterstützung, weil ich auf dem Internat war. Aber ich bin sicher, dass es für meine Entwicklung gut gewesen wäre, durch einen klaren Plan noch stärker die Eigeninitiative zu ergreifen. Darum glaube ich auch, dass gerade digitale Lösungen hier eine große Hilfe sein können. Hätte dir damals eine App für ergänzendes individuelles Training geholfen? Und glaubst du, dass es darüber gelingen kann, Amateuren die Expertise von Profis zu vermitteln?
Joshua: Im physischen, im athletischen Bereich auf jeden Fall – vor allem, was Dynamik und Schnelligkeit angeht. Früher hätte ich da an einigen Stellen besser arbeiten können; da gab es sicher Potenzial. Entscheidend ist aber, dass du Bock auf Fußball hast und die Motivation von dir selber kommt.
Lina: Joshua, natürlich will ich mir dir heute auch über Frauenfußball reden. Wie nimmst du denn die Bedeutung des Frauenfußballs wahr? Verfolgst du zum Beispiel die Frauenmannschaft bei den Bayern?
Joshua: Leider gibt es im Fußball eine komplett andere Wahrnehmung von Frauen- und Herrenfußball. Da sind andere Sportarten weiter, beispielsweise Tennis oder der Skisport. Was den FC Bayern angeht, finde ich es beispielsweise schade, dass die Frauen am Campus trainieren und wir an der Säbener Straße. Wenn alle an einem Ort wären, würden wir das Miteinander, das gemeinsame Streben für den Klub noch viel stärker leben können.
Lina: Das sehe ich auch so. Es wäre wirklich optimal, wenn wir alle an einem Fleck wären. Das wäre ein riesiger Mehrwert, einen besseren Austausch mit den Männern zu haben. Ich merke ja, wie wertvoll der Austausch mit den Bayern-Amateuren ist, seit sie bei uns auf dem Campus trainieren. Da sehe ich einen total wertschätzenden Austausch mit Mehrwert für alle. Ich denke, dass die Vernetzung mit den Profis auch außerhalb des Platzes weitaus besser sein könnte – beispielsweise durch gemeinsame Events, Autogrammstunden, wenn das nach Corona wieder möglich ist?
Joshua: Natürlich. Ich finde, dass vor allem Events eine große Kraft haben und hier noch viel Potential liegt. Früher beispielsweise fanden das DFB-Pokal-Finale der Männer und der Frauen an einem Tag in Berlin statt. Vielleicht hätte man gerade auch bei den großen Turnieren die Möglichkeit, das zu verbinden und dadurch eine größere Aufmerksamkeit aber auch Gemeinsamkeit zu schaffen.
Lina: Und wenn der FC Bayern den Plan machen würde, gemeinsame Autogrammstunden mit den Frauen zu veranstalten oder andere Wege zu finden, um die Aufmerksamkeit der Männer auf die Frauen zu übertragen, wärst du dafür offen?
Was Lina Magull außerdem über das Thema "Equal Pay" denkt, kannst du hier lesen.