Nadia Nadim: Eine Geschichte von Schicksalsschlägen und Erfolgen

Autor: Play For Her

Nadia wurde 1988 in Herat, Afghanistan, geboren und wuchs als eine von fünf Töchtern auf. Als sie 11 Jahre alt war, entführten die Taliban ihren Vater, der Armeegeneral war, und töteten ihn. Vier Jahre lang dachte die Familie, dass der Vater nur wegen seiner militärischen Stellung inhaftiert war, und glaubte daher an seine Rückkehr.

Nadim beschreibt den Verlust ihres persönlichen Helden als einen bedeutenden Wendepunkt in ihrem Leben. Zu dieser Zeit durften Frauen das Haus nicht ohne männliche Begleitung verlassen. Mädchen durften nicht mehr zur Schule gehen, nicht mehr fernsehen, keine Musik hören. "Man musste immer begleitet werden. Selbst wenn man nur einkaufen ging. Man durfte keinen Teil seiner Haut zeigen. Die Menschen lebten in einem ständigen Zustand der Angst.  

Flucht in ein neues Leben

Die Familie beschloss, ihr Hab und Gut zu verkaufen und zu Fuß und unter falschen Identitäten nach Pakistan zu fliehen, um dort ein neues Leben anzufangen. Kontakte organisierten ihnen einen Flug nach Italien. Dort angekommen, verbrachten sie einige Tage in einem Lastwagen. Das eigentliche Ziel: London, weil dort Verwandte lebten.

Doch die Familie landete in einem Flüchtlingslager in Dänemark. "Nach ein paar Tagen stiegen wir alle aus dem Lastwagen aus und erwarteten, den Big Ben zu sehen. Das taten wir aber nicht. Alles, was wir sahen, waren Bäume. Wir fragten einen Passanten wo wir seien und erfuhren, dass der Bus uns in Dänemark abgesetzt hatte." Das bot ihnen endlich wieder ein sicheres und freies Leben.

Bei ihrem ersten Spaziergang in der neu gewonnenen Freiheit kam Nadia an einer Gruppe von Mädchen vorbei, die Fußball spielten. Sie erinnert sich, dass sie anfangs Angst hatte und nicht wusste, ob es in Ordnung war, dort zu sein.

Der Beginn von etwas Besonderem

Während sie von den Zäunen aus zusah, spürte sie, dass sie eigentlich mit den Mädchen auf dem Feld stehen wollte. "Ich dachte: 'Das sieht echt cool aus, das will ich auch machen'". Nach diesem Tag kam sie immer wieder zurück, bis sie endlich den Mut fasste und den Trainer fragte, ob sie mitmachen könne. Obwohl sie kein Englisch sprach, konnte Nadia dem Trainer mit Händen und Fußen vermitteln, dass sie gerne mitspielen würde. "Plötzlich machte ich die Aufwärm- und Trainingsübungen mit." Und so begann ihre Liebe zum Fußball. 

Da die Familie in Dänemark Asyl erhielt, wuchs Nadim in Aarhus auf, wo sie ihre Profikarriere bei GUG Boldklub begann. Nach einigen Stationen bei dänischen Vereinen ging Nadia 2014 auf Leihbasis zu Sky Blue FC in die USA, bevor sie 2016 für Portland Thorns FC spielte und mit ihnen die NWSL-Meisterschaft gewann.

Anschließend wechselte die Stürmerin 2017 zu Manchester City und 2019 zu Paris Saint German. Dort gewann sie in der Saison 2020/21 die französische Meisterschaft und erreichte das Finale der Champions League. Heute ist die 34-Jährige zurück in den USA und spielt für Racing Louisville FC.

Seit Nadim 2009 die dänische Staatsbürgerschaft angenommen hat, spielt sie für die dänische Nationalmannschaft, für die sie im März 2009 auch ihr Debüt gab. Nadia hat bereits 99 Länderspiele für sie bestritten und dabei 38 Tore erzielt. Sie nahm an drei Europameisterschaften und einer Weltmeisterschaft teil.

"Ich wollte etwas tun, mit dem ich das Leben der Menschen beeinflussen kann"

Aber sie hat Fußball nie als Beruf gesehen, denn es war für sie eher nur eine Nebensache. Fußball ist ihre Leidenschaft, nicht ihr Beruf, auch wenn sie damit ihr Geld verdient. Tatsächlich hat die Profispielerin nebenbei Medizin an der Universität Aarhus studiert und sich auf rekonstruktive Chirurgie spezialisiert. "Ich wollte etwas tun, mit dem ich das Leben der Menschen beeinflussen kann", erklärt sie. Die Medizin gab ihr diese Möglichkeit, und sie schloss ihr Studium 2021 ab.

Und damit nicht genug!

Nadia besucht auch zahlreiche Flüchtlingslager auf der ganzen Welt und erzählt ihre Geschichte. Als Vorbild will sie den Menschen Mut machen, sie inspirieren. "Ich möchte denjenigen, die dunkle Zeiten erlebt haben, sagen, dass es in Ordnung ist", sagt sie. "Im Moment ist es vielleicht unmöglich zu träumen, aber sie sollten die Hoffnung nicht verlieren." 

Aufgrund ihrer Rolle bei der Förderung des Sports und der Gleichstellung der Geschlechter, ihres Beitrags zu Bildungsmaßnahmen für junge Menschen, ihres Einsatzes für die Bildung von Mädchen und Frauen und ihrer Unterstützung für die Maßnahmen der Organisation weltweit wurde sie sogar zum UNESCO-Champion für die Bildung von Mädchen und Frauen ernannt.

Nichts ist jemals unmöglich

Taliban-Flüchtling, Multitalent und vor allem ein Vorbild. Nadia Nadim ist mehr als nur eine Fußballspielerin. Sie inspiriert und motiviert Menschen auf der ganzen Welt. Und das Wichtigste: Sie zeigt, dass nichts unmöglich ist.

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