Endlich ist Fußballspielen im Verein wieder möglich! Das bedeutet auch: Es sind wieder Begegnungen möglich – Begegnungen, die über die soziale Blase hinausgehen, in die wir uns gezwungener- und empfohlenermaßen in Pandemie-Zeiten zurückgezogen hatten. Fußballvereine sind in Bezug auf Alter, kulturelle und soziale Herkunft oder Geschlecht sehr divers zusammengesetzt. Das wurde mir beim ersten Training nach monatelangem Lockdown wieder schlagartig klar: Im Gespräch mit unserem betagten, urmünchnerischen „Präsi“ fing ich gleich an, Dialekt zu sprechen (während in meinem Familien- und Freundeskreis Münchnerisch eigentlich kaum noch üblich ist) und von meinem 20-jährigen Mitspieler erfuhr ich 37-Jähriger im Vorbeigehen, dass ein Leben ohne TikTok zwar möglich, aber sinnlos ist.
Über Generationen und Gesellschaftsschichten hinweg kommt man in einem Fußballverein mit Menschen in Berührung – das schafft keine andere Sportart in Deutschland so gut wie der Fußball. Im Handball beispielsweise ist die Vielfalt so gering, sind beispielsweise Spieler mit Migrationshintergrund so selten, dass Kritiker den Sport als „100 Prozent kartoffeldeutsch“ verunglimpfen und Sportwissenschaftler die gezielte Ansprache bestimmter gesellschaftlicher Gruppen fordern, damit sich daran etwas ändert.
Dieses Problem hat der Fußball nicht – und das ist so viel Wert: Die Begegnungen mit Menschen außerhalb der eigenen „Bubble“ können dazu führen, dass man einander besser kennenlernt, Verständnis füreinander entwickelt, Vorurteile ab- und Freundschaften aufbaut. Für den Zusammenhalt und die Verständigung in einer Gesellschaft seien gerade diese blasendurchdringenden Begegnungen so wichtig, sagte mir die Soziologin Jutta Allmendinger kürzlich in einem Interview.