Was für ein großartiges Sportereignis. Mehr als drei Wochen lang hat uns die Fußball-EM in England in den Bann gezogen. Rasanter Fußball, volle und laute Stadien, sympathische Athletinnen und am Ende ein nervenaufreibendes Finale.
Diese Europameisterschaft hat uns etwas zurückgegeben was wir fast schon ein wenig verloren geglaubt hatten: Ein buntes und friedliche Fußballfest bei strahlendem Sommerschein. Gemeinsam schauen, gemeinsam mitfiebern, jubeln, trauern, feiern und fachsimpeln. Ein klassischer Fußballsommer eben.
Und es wurde uns eine Nationalmannschaft beschert, die uns das Mitfiebern und die Identifikation leicht gemacht hat. Nicht aus stupidem Patriotismus, aber weil diese Spielerinnen, sportlich und menschlich absolute Vorbilder sind. Eine fußballerisch großartige Leistung gepaart mit Bescheidenheit, Offenheit und Teamgeist. Nicht die schlechtesten Repräsentantinnen für einen strauchelnden Verband und ein Land am gesellschaftlichen Scheideweg.
In Zeiten von Fridays for Future, Black Lives Matter, globaler Pandemie, weiterhin unzureichender Gleichberechtigung und gelebten Sexismus – vielen Dank liebe Bild-Zeitung, dass ihr das vor dem EM-Finale nochmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt habt – beschäftigen uns ganz offensichtlich mehrere gesellschaftliche Brennpunkte gleichzeitig. Diese sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts warten nach wie vor auf eine Antwort.
Eine entscheidende Rolle wird dabei unserer Zivilgesellschaft spielen (müssen). Dann wenn Politik und Wirtschaft, die Kernelemente der sozialen Marktwirtschaft und damit unseres gesamtgesellschaftlichen und ökonomischen Leitbilds, zu langsam, schwerfällig oder wirtschaftsliberal agieren, ist es Aufgabe der Zivilgesellschaft laut und aktiv zu werden.