Es geht im Moment, allerdings um mehr als nur um Geld. Es geht um mehr als 23 Fußballerinnen und die Konversion von fünfstelligen zu sechsstellige Bonuszahlungen.
Es geht um die Botschaft, die wir damit senden und um den Standard, den wir damit setzen. Denn diese Debatte ist keine sportspezifische Neiddebatte, sie hat längst eine gesellschaftliche Dimension.
Sie steht für die nach wie vor existierende strukturelle Benachteiligung von Frauen und für die traurige Wahrheit, dass gleiche Leistung nicht immer gleich honoriert wird.
An diesem Punkt kontradiktiert sich unser kapitalistisches Verständnis von Leistungsgesellschaft. Und genau dann müssen Politik und/oder Zivilgesellschaft einschreiten.
Der DFB, als sehr relevanter Teil dieser Zivilgesellschaft – seine Relevanz beträgt über sieben Millionen Mitglieder – hat hier (s)eine Verantwortung. Diese Verantwortung ist gleichzeitig eine Chance: um historisch konstruierte Ungleichheit nicht weiter zu verstärken oder zumindest zu manifestieren, sondern ihr aktiv entgegenzutreten.
Nur dann, wenn wir uns nicht mehr den marktwirtschaftlichen Gesetzlichkeiten beugen, sondern sie nach unserer Façon neu definieren haben wir eine Chance auf Gleichberechtigung. Manch einer möchte an diesem Punkt vielleicht vorhalten, es ginge doch nur um Sport.
Aber es geht hier nicht nur um den Sport.
Sport und insbesondere der Fußball, sind für viele ein wesentlicher Teil unseres gesellschaftlichen Miteinanders. Gesellschaftliche Entscheidungen im Fußball besitzen Tragweite und er besitzt unzweifelhaft eine prominente Vorbildfunktion.
Deswegen glauben wir auch über Sport gesellschaftliches Zusammenleben beeinflussen zu können. Es widerspräche unserem Verständnis von gesellschaftlicher Verantwortung, sich nur als sportwissenschaftlicher Dienstleister zu verstehen.
Egal ob wir, der DFB oder irgendein anderer Akteur im Sport.
Je eher wir verstehen, dass auch wir eine Vorbildfunktion haben, dass es in unserer Macht steht gesellschaftlichen Wandel zu initiieren und Gleichberechtigung zu konstruieren, desto früher ernten wir Früchte unserer Arbeit.
Für manche von uns ist das Gerechtigkeit. Für die kommerziellen Akteure im Sport ist es die Chance der nachhaltigen Entwicklung eines Zukunftsmarktes.
Für uns die Selbstverständlichkeit des Privilegs an diesem Wandel mitwirken zu dürfen.
Es ist die Chance unsere Kinder nicht mehr damit konfrontieren zu müssen, dass sie von Geburt an ungleiche Chance im Leben und auf dem Arbeitsmarkt haben, sondern ihnen erklären zu dürfen, dass ihre Gleichberechtigung ihr Geburtsrecht ist.
Es ist die Chance aus dem Teufelskreis der sich selbst verstärkenden Ungerechtigkeit, in der wir bestehende Ungleichheit als Legitimation für ihre Kontinuation verstehen, auszubrechen und einen Engelskreis, des sich selbstverstärkenden Anspruchs auf Gleichberechtigung, zu konstruieren.
Be fearless. Be focused. B42