Schmerzmittel im Fußball

B42

04.04.2018 Lesezeit: 3 min

„Hast du noch eine für mich? Ich glaub ich brauch auch noch eine für`s Spiel.“

„Danke, glaub es geht mir schon besser.“

Schmerzmittel im Fußball: Das „Spiel“ mit deiner Gesundheit

Meist startet alles mit einer Prellung, einer Bänderdehnung oder einem getapten Knöchel. Wenn da nur nicht die Schmerzen wären. Aber da gibt es doch was, das machen doch alle, oder nicht?

Wer kennt es nicht. Das nächste Spiel ist doch das wichtigste. Dieses entscheidende Spiel. Nur dieses eine. Und dann noch das nächste. Die Schmerzmittel im Fußball sind mittlerweile ein fester Bestandteil vieler Kulturbeutel und Fußballtaschen.

Das Arsenal an Schmerztabletten in den Kabinen der Amateurvereine wird immer größer

Und die Bereitschaft der Spieler sie einzunehmen wächst und wächst. Warum auch nicht? Schmerzmittel im Fußball – das machen doch selbst die Profis.

Der ehemalige Schalke-Profi Max Meyer  nahm die Tabletten doch sogar wenn er sie gar nicht gebraucht hätte. Auch Dejan Lovren warf eine Zeit lang vor jedem Spiel fünf Schmerztabletten ein.

Wann ist die Grenze erreicht?

Wenn man dreimal die Woche zur Dialyse muss, aufgrund eines Nierendefektes, wie Ivan Klasnic? Oder schon wenn man aufgrund von verschleppten Krankheiten seine Karriere frühzeitig beenden muss, wie Alvaro Dominguez?

Vielleicht wäre es aber im Amateurbereich noch viel sinnvoller, gar keine Schmerztabletten einzunehmen.

Vielleicht sollten wir froh sein, dass uns niemand „verheizt“, wie es im Profibereich nur zu oft der Fall ist.

Dieses gut gemeinte sich „für seinen Verein zu zerreißen“ in allen Ehren, aber dein Körper möchte dir durch den Schmerz etwas mitteilen. Das er eine kurze Pause braucht, um wieder voll angreifen zu können. Das du dich um ihn kümmern und nicht immer nur die Symptome bekämpfen sollst.

Nicht die Symptome sondern die Ursachen müssen bekämpft werden

Vor allem ist es wichtiger zu ergründen, warum du Verletzung XY bereits zum dritten Mal erlitten hast, als deine Schmerzen mittels Tabletten zu unterdrücken.

Vor allem solltest du sie ihm eigenen Interesse immer auskurieren und dich um eine professionelle Nachsorge kümmern.

Nur ein Beispiel: eine Verletzung deines Sprunggelenkes schränkt die Beweglichkeit in diesem Bereich ein.

Je mehr Strukturen beschädigt wurden, desto höher ist die Einschränkung deiner „range of motion“ (kurz: ROM).

Du musst rechtzeitig beginnen, dir diese verloren gegangene Beweglichkeit wieder zu erarbeiten und deinen vollen Bewegungsradius zurück zu erlangen.

Joint-by-Joint: ein Teufelskreis

Bei schlecht auskurierten oder nicht behandelten Verletzungen reduziert sich dieser Bewegungsradius teilweise erheblich.

Nehmen wir wieder dein Sprunggelenk.

Ein nicht wirklich auskurierter Bänderriss, du hast schnell wieder mit dem Training begonnen und die verletzten Strukturen bereits nach wenigen Tagen, unter der Zuhilfenahme eines Tapes, belastet.

Seitdem spielst du immer mit Tape, hast aber seit einigen Wochen plötzlich leichte Kniebeschwerden.

Was ist das Problem?

Durch den Verlust des vollen Bewegungsradius, bekommt deine vordere Muskelkette, die über dein Sprunggelenk und das Knie in Richtung Hüfte verläuft, bei körperlicher Belastung plötzlich deutlich mehr Zug.

Wer bekommt den „schwarzen Peter“ zugeschoben? Genau, gerne mal dein Knie.

Bring dich und dein Team aufs nächste Level!

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Expertenmeinung von Mirko Eckert

Würdest du freiwillig eine winzige Handgranate schlucken? Nein?

Viele von uns tun es jedoch regelmäßig – ohne es zu wissen.

Die Handgranaten von denen wir sprechen werden als Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) bezeichnet. Kurz gesagt Ibuprofen, Aspirin, Diclofenac & Co. NSARs sind das meistverkaufteste Pharmazeutika. Sie „sprengen“ die Schleimhautwand des Magens und Darms wie eine Handgranate.

Löcher in der Darmschleimhaut (Leaky Gut) ermöglichen es Fremdkörpern in unseren Körper zu gelangen.

Diese Fremdkörper erhöhen wiederum das Entzündungslevel, was dazu führt, dass du mehr Schmerzen verspürst und noch mehr NSARs nimmst. Der Teufelskreis hat begonnen. Des Weiteren kann es zu Magengeschwüren und gastrointestinalen Blutungen kommen.

Mirkos Message:

Schmerzmittel haben ihre Daseinsberechtigung, allerdings soll vor deren Missbrauch und regelmäßigem Konsum gewarnt sein. Wiege die weitaus unterschätzten Risiken genau ab, bevor du das nächste mal zu Ibu & Co greifst.

Quellen:

Tajima, A. (2014). Non-Steroidal Anti-Inflammatory Drug (NSAID) – Induced Small Intestinal Injury. Pharmaceutica Analytica Acta, 5(1), 282.