80 Spielminute, eine 2:1 Führung im Rücken, ein Foul auf Höhe der Mittellinie, minutenlange Verletzungsunterbrechung. Misst man die Zeit, die gefoulte, männliche Spieler Schmerz-überströmt auf dem Platz kauern, könnte man meinen, dass sich Herren im Profifußball schwerwiegender verletzen.
Studien belegen jedoch, dass Männer – relativ gesehen – zwar längere Verletzungsunterbrechungen einfordern, die Schwere der Verletzungen bei Frauen jedoch höher ist.
Dramatische Leidensmienen sind also kein evidenter Beleg für den Schweregrad von Verletzungen. Eine Sache ist jedoch definitiv signifikant: Rupturen am vorderen Kreuzband sind bei Frauen – bezogen auf die Spiel- und Trainingszeiten – viermal häufiger als bei Männern. Eine Erkenntnis, die ebenfalls für Verletzungen an Sprunggelenk und Meniskus bewiesen wurde.
Fasst man wissenschaftliche Studien zusammen, sind es primär muskuläre Disparitäten, also Ungleichheiten, zwischen Streck- und Beugemuskulatur. In der Fachsprache nennt man dies auch den H(Hamstring)-Q(Quadriceps)-Ratio.
Die weibliche Anatomie verantwortet demnach eine stärker ausgeprägte Oberschenkel-Vorderseite, was zu einer stärkeren Belastung des Kreuzbandes führt. In einer Stop & Go-Sportart wie Fußball stellt ein solches neuromuskuläres Ungleichgewicht ein enormes Risiko dar, da mehr als Zweidrittel aller Schäden beim Stabilisieren nach Sprüngen, nach abruptem Abstopp Aktionen oder unmittelbaren Dreh-Streck-Bewegungen entstehen.
Außerdem tendieren Frauen stärker zu X-Beinstellungen des Kniegelenks, was – in Bewegung sogar akzentuiert – das vordere Kreuzband noch anfälliger macht.
Frauen, das dürfte weitestgehend auch der männlichen Bevölkerung bewusst sein, bewegen sich gemeinhin eleganter – auch beim Sport. Ungünstig wird dieser Vorteil jedoch, wenn es um den Richtungswechsel geht. Spielerinnen vollziehen ihren Change-of-Direction häufig auf einem Bein, wodurch man eine starke Rotation erfährt. Männer hingegen neigen dazu, die Richtungsänderung über beide Beine zu erreichen.
Falsches Schuhwerk kann in dieser Kombination gemäß einiger Studien zu gravierenden Knieverletzungen führen.
Einfach die kleine Größe eines Herrenfußballschuhs zu nehmen, gehe laut Expertenmeinung nicht. Der Grund: Damen eine andere Fußform mit niedrigerem Rist und schmalerem Fuß.
Sind diese „falschen“ Herrenfußballschuhe zudem noch mit Stollen versehen, die starr mit der Sohle verbunden sind, wirken sie wie Widerhaken im Boden. Für einen Richtungswechsel oder eine Rotation benötigt man als Spielerin nun deutlich mehr Kraftaufwand – hat man konstitutionell leider nur bedingt.