Für unsere Nationalmannschaft ist die Europameisterschaft nach dem biederen Ausscheiden gegen England vorbei. Eine Szene blieb uns jedoch in Erinnerung. Es war kein spielentscheidendes Tor oder ein diskussionswürdiges Foulspiel. Es war ein normaler Zweikampf, der genauso auch regelmäßig auf vielen Amateursportplätzen stattfindet:
Im EM-Gruppenspiel zwischen Deutschland und Weltmeister Frankreich läuft die 55. Spielminute. Joshua Kimmich schlägt eine Flanke von rechts auf den zweiten Pfosten, wo Robin Gosens auf Tor köpfen möchte – und Benjamin Pavard den Ball per Kopf klären will.
Es folgt ein Zweikampf, bei dem Pavard von Gosens mit dem Knie am Kopf getroffen wird. Eine harte Aktion – im Fußball jedoch an der Tagesordnung.
Der Franzose fällt wie ein nasser Sack zu Boden, bleibt regungslos und zunächst auch unbeachtet liegen. Nach kurzer Behandlungspause und etwas Wasser in den Nacken spielt er aber weiter. Nach dem Spiel gibt der Bayern-Verteidiger an, dass er bestimmt für zehn bis fünfzehn Minuten bewusstlos gewesen sei.
Im Vorfeld der EM etablierten die Verbände in Zusammenarbeit mit der UEFA die sogenannte „Concussion Charter“ (concussion – Gehirnerschütterung).
Wäre man dieser im Fall von Pavard gefolgt, hätte der Weltmeister auf jeden Fall nicht mehr weiterspielen dürfen. Dieses aktuelle Beispiel zeigt uns, wie sorglos im Fußball mit Kopfverletzungen umgegangen wird - und wie weit der Rückstand auf andere Sportarten ist.