Tattoos im Fußball - Schädlich oder nicht?

B42

30.09.2021 Lesezeit: 3 min

Alles begann mit einem Schriftzug und zwei kleinen Händen. Nach Herz und Flügel kam ein Fußball und die Nummer 10. Danach folgten bunte Farben. 2012 noch war Lionel Messis Körper völlig frei von Tattoos. Mit der Geburt seines Sohnes entschloss sich der Argentinier zu einer ersten Tätowierung – dem Namen seines Erstgeborenen auf der Wade. Inzwischen ziert nicht nur das linke Bein des sechsmaligen Weltfußballers ein farbiges Kunstwerk, auch der rechte Arm Messis ist großflächig tätowiert. Die Entwicklung des Fußballstars spiegelt die der gesamten Branche wider. Während vor 15 bis 20 Jahren nahezu kein/e Fußballerin Tattoos auf der Haut trug, ist es heutzutage doch eher die Ausnahme, wenn ein/e professionelle/r Fußballspielerin kein Bild am Körper trägt. Ein Gegenentwurf ist Messis großer Rivale Cristiano Ronaldo. Der Portugiese ist dafür bekannt, seinen Oberkörper gerne zur Schau zu stellen. Ein Tattoo sucht man bei „CR7“ aber vergeblich. Immer wieder wird behauptet, der Europameister von 2016 ließe sich nicht stechen, um auch die letzten Prozent aus sich herauszuholen. Doch was ist dran? Können Tattoos beim Sport wirklich die Leistung lindern?

 

Das sagt die traditionelle chinesische Medizin

Ein Ansatz, der diese Behauptung stützt, liegt in der traditionellen chinesischen Medizin. Diese uralte Wissenschaft beruht unter anderem auf dem Energiefluss im Körper. Sie betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit und basiert darauf, dass die Grundkräfte des Lebens sich bei gesunden Menschen im Gleichgewicht befinden. Nach einer Theorie beeinflussen Tattoos die Energiebahnen im Körper. Diese sogenannten Meridiane verlaufen unter der Haut, weshalb ein Eingriff in diese Bahnen die Zirkulation stört und den Fluss somit erschweren könnte.

 

Professor würde Tattoos für Fußballer*innen verbieten

In dieselbe Richtung, allerdings mit einer anderen Begründung, argumentiert Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Seiner Ansicht nach sollten die Vereine ihren Spielerinnen Tattoos gar verbieten. Der Wissenschaftler beruft sich auf diverse Studien, nach denen Fußballerinnen Leistungseinbußen von 3 bis 5 Prozent erleiden, da die Haut – das größte Organ des Menschen – durch das Einsetzen von Farbpigmenten vergiftet würde. Die Tinte bliebe nicht in der Haut, sondern würde auch in die Blutbahnen geraten. Gegen diese Behauptung spricht, dass professionelle Tätowiererinnen das Farbpigment lediglich in die zweite Hautschicht stechen, um genau dies zu verhindern. Sich über die unterschiedlichen Qualifikationen und Qualitäten der Tattoo-Künstler zu informieren, bleibt dir und jedem Fußballer natürlich selbst überlassen. Eine weitere Argumentation von Tattoo-Gegnern im Fußball beruht darauf: Beim Stechen von Tattoos würden kleine Narben entstehen, die die Schweißdrüsen verletzen. Theoretisch ist dies natürlich möglich, so die/der Künstlerin ihr/sein Handwerk nicht gut versteht oder es ihm/ihr an Erfahrung mangelt.

Schwitzen tätowierte Fußballer*innen weniger?

Das Thema Schwitzen ist ein weiteres, das heißt diskutiert wird. US-amerikanische Studien behaupten, dass tätowierte Hautflächen weniger Schweiß produzieren und dadurch die Temperatur-Regulierung im Körper erschweren. Der Physiologe Maurice Luetkemeier vom Alma College in Michigan beispielsweise veröffentlichte seine Untersuchung mit dem Titel „Tattoos Cause You To Sweat Less“. Demnach schwitzten die Probanden an tätowierten Körperregionen

etwa 50 Prozent weniger als an freien Stellen. Zudem war der Schweiß an den tätowierten Stellen deutlich salziger. Bei den Probanden handelte es sich jedoch um lediglich zehn Männer, was die Aussagekraft wiederum stark relativiert. Die Thematik Schwitzen in Verbindung mit Tattoos beim Sport ist schlichtweg noch zu wenig erforscht, um eindeutige Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit ziehen zu können.

 

Sind Tattoos für Fußballer*innen krebserregend?

Ein weiteres Thema, das immer wieder aufkommt, wenn es um Tattoos im Allgemeinen geht, ist, dass die verwendeten Farben möglicherweise krebserregend sein können. Vor allen Dingen bei billigen Farben kann dies nicht ausgeschlossen werden. Um der Verwendung jener chemischen Produkte entgegenzuwirken, wurde die Deutsche Tätowiermittelverordnung (TätoV) erlassen, die am 1. Mai 2009 in Kraft trat. Der Unterschied der Farben besteht in den verschiedenen Reinigungsstufen, die hier reguliert werden sollen. Jedes professionell geführte Tattoostudio in Deutschland muss sich an diese Verordnung halten. Tätowierfarben bestehen zu 99 Prozent aus destilliertem Wasser, den Rest bildet das Pigment. Viele der neuesten Tätowierfarben tragen das Prädikat vegan. Kritischer als das Stechen von Tätowierungen wird auch in Fachkreisen das Entfernen betrachtet. Bei der Laserbehandlung wird das Farbpigment zersetzt und über das Lymphsystem ausgeschieden, was gewisse Risiken birgt. Vielleicht solltest du dir vor dem Stechen eines Tattoos also gut überlegen, ob du dies auch dein Leben lang tragen willst.

Warum Cristiano Ronaldo nicht tätowiert ist

Ob die fehlende Fantasie bezüglich eines Motivs für Cristiano Ronaldo auch eine Rolle bei seiner Entscheidung gegen eine Tätowierung spielt, ist nicht bekannt. Auch nicht, ob ihn gesundheitliche Bedenken bewegen. Vielmehr sind die öffentlichen Beweggründe des Portugiesen andere. So erklärte der fünfmalige FIFA-Weltfußballer des Jahres bereits 2012, dass er regelmäßig Blut spendet und das wegen der Möglichkeit einer Infektion im Clinch mit Tätowierungen steht. Außerdem ist nach dem Stechen für einige Zeit keine Blutspende möglich. Ein weiteres Beispiel für einen Top-Fußballer, der lieber auf Tattoos verzichtet, ist Erling Haaland von Borussia Dortmund. Auch hier ist nicht überliefert, ob es dem Norweger darum geht, auch das letzten Körnchen seiner Leistungsfähigkeit abzurufen, oder ob er schlicht und ergreifend einfach kein Fan von Körperkunst ist.

 

Ibrahimovic: Ein Musterbeispiel für volle Leistungsfähigkeit mit Tätowierungen

Auf der anderen Seite steht die breite Masse an Profi-Fußballer*innen, die ihren Körper mit Freude verzieren lassen. Sei es hauptsächlich an den Unterarmen wie etwa der deutsche Nationalspieler Toni Kroos oder am ganzen Körper wie Zlatan Ibrahimovic. Gerade die schwedische Ikone dürfte ein Beispiel für die These sein, dass sich großflächige Tattoos nicht auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Ist „Ibra“ doch auch im hohen Fußballalter von 39 Jahren noch einer der besten seiner Zunft und ein Musterbeispiel für Athletik und Beweglichkeit. Und auch ein Lionel Messi erlitt keinen erkennbaren Leistungsabfall, der mit seiner Liebe für Tattoos in Verbindung zu bringen ist. Wenngleich es natürlich müßig ist, zu spekulieren, wie viel Prozent mehr der Argentinier noch im Stande wäre zu leisten, hätte er sich nicht stechen lassen.

 

Abschließend kann man weder sagen, Tattoos und Fußballsport lassen sich nicht miteinander vereinbaren, noch kann ausgeschlossen werden, dass sie die Leistung, wenn auch nur um ein paar Prozent, verringern. Klar ist: Entscheidest du dich für eine Tätowierung, musst du im Training zunächst wohl etwas kürzer treten. Vor allem direkte Sonneneinstrahlung ist schädlich für die frisch tätowierte Haut. Mindestens für sechs Wochen wird empfohlen, die Sonne zu meiden. Also: Am besten lässt du dir dein Tattoo in der Sommerpause anfertigen. Und umso kleiner das neue Kunstwerk ist, desto kürzer wird die Trainingsunterbrechung in der Regel ausfallen.

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