Regionalligalegenden gegen Rechts! Rassismus im Amateurfussball

B42

28.03.2018 Lesezeit: 3 min

Rassismus im Amateurfussball – nicht vorhanden oder tot geschwiegen?

 

Grätsche gegen Rechts – Aleks Petrovic und Sascha Marinkovic im Interview

Auf dem Platz stehen sie sich als Rivalen gegenüber – neben dem Spielfeld vereint sie die Liebe zur schönsten Nebensache der Welt. Die zwei Ausnahmefußballer haben sich in unserem Interview zum Thema Rassismus im Amateurfussball und Provokationen auf dem Fußballplatz geäußert:

 

Hi Jungs, danke dass ihr euch Zeit genommen habt für ein paar Fragen. Wie sind eure Erfahrungen mit Rassismus im Amateurfussball? Nicht nur auf dem Platz zwischen den Spielern, sondern auch das, was aus den Rängen passiert?

 

Petrovic: Rassistische Vorfälle gibt es genug, natürlich auch im Amateurfussball.

Da wird man schon ab und zu hinsichtlich seiner Herkunft beleidigt. Sei es als Kanake oder Drecks-Jugo, alles schon passiert. Sowohl von Seiten der Spieler, als auch von Seiten der Zuschauer.

Der Vorteil in 3. Liga damals war, dass die Stadien voller waren und man es nicht mitbekommen hat. Da konnte man auch das ein oder andere Wortgefecht führen, ohne dafür bestraft zu werden. Bei uns allerdings, wenn man vor nur 600-1000 Zuschauern spielt, bekommt man nahezu alles mit.

Marinkovic: In Deutschland habe ich zum Glück keine Erfahrungen mit Rassismus im Amateurfussball gemacht. Ich glaube, dass es im Fußball um Spaß geht und nicht darum sich gegenseitig zu beleidigen, egal aus welchem Land man kommt. Auf und neben dem Platz. Die Fans sollten eine Show auf dem Fußballfeld sehen und die Mannschaft die sie lieben unterstützen. Aus meiner Sicht geht es vor allem um Respekt. Auf dem Platz geht es natürlich manchmal heiß her, aber eher nicht im Bezug auf Rassismus.

 

Das ist schön zu hören, dass nicht jeder nur negative Erfahrungen gesammelt hat. Petro, wie reagierst du dann auf solche Entgleisungen, wie bleibt man da ruhig? Oder gibt es da ein Geheimrezept?

 

Petrovic: Geheimrezept eher nicht. Ich denke das hängt ganz davon ab, welcher Typ man selber ist. Auf Grund meiner impulsiven Ader und dem Temperament, lasse ich da kaum etwas auf mir sitzen und teile dann auch aus. Nicht auf nationaler und rassistischer Basis, aber dafür halt anders.  Ich denke man gibt am besten dann die Antwort auf dem Rasen.

 

Sascha, wie reagierst du dann auf solche „heißen“ Situationen auf dem Platz?

Marinkovic: Ich spiele Fussball aus Leidenschaft. Deshalb werde ich in solchen Situationen auch ein bisschen lauter und ärgere mich. Aber das dauert nur 5 Sekunden dann konzentriere ich mich wieder auf das Match. Wenn du dich zu sehr drauf konzentrierst was der Gegner gesagt oder der Schiedsrichter gepfiffen hat, dann lenkt es dich von deinem Spiel ab und bist nicht mehr ganz bei der Sache. Der Schiedsrichter macht nur seine Arbeit und die müssen wir respektieren.

 

Das hört sich doch schon sehr positiv an. Würdet ihr sagen, dass sich das Verhalten der Spieler und der Fans in den letzten Jahren verändert hat, egal ob jetzt auf den Amateurplätzen oder in der Bundesliga?

Petrovic: Ich denke schon, dass wir vor allem in den großen Stadien einen Schritt nach vorne gemacht haben. Dennoch muss es noch besser werden. Es kann nicht sein, dass Fans bei der schönsten Nebensache der Welt Spieler aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe beschimpfen und auspfeifen. Die Sportart ist so schön, da kann doch für solche Aktionen kein Platz sein.

Marinkovic: Ich spiel erst seit 3 Jahren in Deutschland, daher kann ich das nicht wirklich gut einschätzen. Aber ich glaube, dass es sich zum Guten verändert hat. Ich denke die Menschen beschäftigen sich immer mehr damit.

 

Denkt ihr der Fußball hat die Möglichkeit, etwas zum Positiven zu verändern?

Petrovic: Ich denke schon, dass jeder einzelne Spieler oder Fan seinen Teil dazu beitragen kann, es liegt aber immer an einem selbst. Seit Jahren werden Anti-Rassismus Kampagnen im Profibereich gefahren und mit Bannern, Sprüchen, Slogans etc. beworben. Trotzdem ist Rassismus immer noch allgegenwärtig. Heißt, jeder einzelne muss sich da selber an der Nase packen und kann so etwas verändern.

Gerade im Amateurbereich gibt es so viele Spieler und Fans. Wenn da jeder nur einen kleinen Beitrag leisten würde, dann könnten wir gemeinsam viel erreichen. Wir sollten es vielleicht nicht immer den Profimannschaften überlassen, sondern alle selber anpacken.

 

Marinkovic: Ich denke das ist ähnlich wie schon bei der ersten Frage. Fußball muss Spaß machen, egal wo man das spielt, ob auf dem Bolzplatz, im Schulhof oder auf der Straße. Und wenn die Tore nur aus Schuhen bestehen, die auf dem Beton liegen. Ich kann dazu ein kleines Beispiel erzählen.

Als ich noch beim ESV München gespielt habe, waren wir im Trainingslager in Spanien. Wir nahmen an einem Turnier teil, das trug den Namen „Komm mit“. An einem freien Tag, bin ich mit den Jungs in die Stadt gegangen und wir sehen einen Bolzplatz. Da haben ein paar Kinder Fußball gespielt, etwa in unserem Alter. Die haben uns gefragt, ob wir mitspielen wollen. Zumindest sind wir davon ausgegangen, denn das große Problem war, dass wir keine gemeinsame Sprache hatten. Aber wir haben es trotzdem verstanden. Wir haben Fußball gespielt und hatten Spaß. Genau darum geht es. Das echt eine Sache die ich nie vergessen werde, denn ich glaube das ist genau die Macht, die der Fußball in sich hat.  Das sich Menschen aus unterschiedlichen Ländern verstehen können, ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen!

 

Danke Jungs das ihr euch beide Zeit genommen habt für unsere Fragen. Wir wünschen euch und euren Mannschaften noch eine erfolgreiche Regionalligasaison.

Beteilige auch du dich mit deiner Mannschaft an der Aktion „Grätsche gegen Rechts“, alle Informationen findest du hier. Mach mit und gewinne einen App-Zugriff für dich und deine Jungs/Mädels, damit auch ihr euch in Zukunft auf eure Trainingseinheiten und Ligaspiele vorbereiten könnt, wie die Profi-Mannschaften.

 

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