Im Sommer habe ich mich nach einem Spiel mit unserer Ü32-Mannschaft (bitte, nennt uns nicht mehr „Alte Herren“!) mit dem Schiedsrichter der Partie unterhalten. Mit Anfang 20, so sagte er mir, sei es für ihn wirklich nicht einfach, sich auf dem Platz gegen einen 40-Jährigen zu behaupten. Mir war klar, auf welche Szene er sich bezog: Ein gegnerischer Spieler hatte ihn nach einer Entscheidung heftig angefahren. „Von einem, der halb so alt ist wie ich, lass ich mir gar nix sagen!“, schrie er ihn an. Der junge Schiedsrichter berichtete mir im Gespräch von weiteren negativen Erfahrungen in der jüngeren Vergangenheit, auf und neben dem Platz. Er tat mir leid. Ich weiß nicht, ob er der Schiedsrichterei aktuell noch nachgeht.
Sollte er aufgehört haben, würde er zu einem besorgniserregenden statistischen Trend beitragen: Zur Saison 2016/17 gab es noch 59 022 aktive Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in Deutschland, in der Spielzeit 2020/21 waren es nur noch 44 821. Das entspricht einem Rückgang von rund 24 Prozent. Der deutsche Fußball hat also in den vergangenen vier Jahren rund ein Viertel seiner Schiedsrichtenden verloren – eine traurige Zahl, wenn man bedenkt, dass Fußball ohne jemanden, der sich um die Einhaltung der Regeln kümmert, nicht funktioniert (ähnlich dürfte wohl auch eine Gesellschaft ohne Polizeibeamte nicht funktionieren).