Wie ein solcher Testrahmen im Profibereich konkret aussehen kann, hat uns U21 Athletiktrainer Raphael Schuler vom Schweizer Erstligisten FC St. Gallen verraten. Es werden pro Jahr vier „große“ Testdurchläufe anberaumt, die jeweils vor und nach der Vorbereitung anstehen. Die Spielerinnen durchlaufen einen YOYO-intermitted recovery Test (Ausdauer), einen 40m Sprint (inklusive Abschnittzeitenmessung) sowie einen 5-10-5 Richtungswechsel-Test. Saisonbegleitend werden weiterhin noch die Kraft- und Sprungwerte der Spielerinnen gemessen, um eine differenzierte Aussage über ihren aktuellen körperlichen Zustand treffen zu können. Alle Ergebnisse fließen dann in die individuelle- oder mannschaftsübergreifende Trainingsplanung ein.
Egal ob nun Profispielerin oder Amateurin, in jedem Fall sollen Leistungstests vorwiegend eines tun: Sie sollen den IST-ZUSTAND der körperlichen Leistungsfähigkeit zum Zeitpunkt der Untersuchung diagnostizieren.
In diesem Blog-Artikel soll es weniger um spezifische Tests gehen, sondern darum, zu definieren, wieso eine punktuelle Überprüfung gewisser Parameter sinnvoll sein kann und welche Parameter wir als B42 in unsere Test-Batterie aufgenommen haben.
Wie bereits erwähnt soll ein Leistungstest einen Überblick über die momentane Verfassung der Spielerinnen geben. Es ist eine Inventur von bestimmten körperlichen Merkmalen. Aus der IST-ZUSTAND-Erhebung sollte dann der gewünschte SOLL-ZUSTAND der Spielerinnen abgeleitet werden. Denn nur wenn eine Zielgröße definiert ist, ergibt es Sinn den IST-ZUSTAND zu ermitteln.
Doch keine Angst, die Zielgröße kann auch sein, sich im Vergleich zur IST-Erhebung zu verbessern. Im Profisport gibt es eine unzählige Flut an Daten, die die Trainer*innen als Referenzpunkte für ihr eigenes Team verwenden können: Laufleistung pro Spiel (in km), Sprints pro Spiel, Passfrequenz, Sprungleistungen, Kraftwerte und vieles Mehr.
Insofern, wie z.B. im Amateursport, kein oder wenige Referenzwerte vorhanden sind, können Trainer*innen nach dieser Formel einen SOLL-ZUSTAND formulieren:
Ziel + Ausmaß + Zeit = SOLL.
Ausdauerleistungsfähigkeit steigern (z.B. Beep Test) + 2 Runden mehr + 4 Wochen = SOLL.
Dieses Beispiel soll natürlich nur eine allgemeine Referenzmöglichkeit dienen und ist keinesfalls allgemeingültig.
In der Trainingslehre/Wissenschaft hat es sich, unabhängig von der Sportart, etabliert, die Kategorien der motorischen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit zu evaluieren (vgl. Fleishmann, 1972).
In welchem Ausmaß die verschiedenen Kategorien in den Tests gewichtet werden hängt einerseits von der Sportart und andererseits von der Expertise, Erfahrung und der persönlichen Präferenz der Trainer*innen ab.
Für den Fußball bedeutet dies, dass sich Trainer*innen vorab mit der Analyse des Spiels befassen müssen, um zu identifizieren, was sie mit den Tests herausfinden möchten und wie die Ergebnisse in das Training einfließen könnten.
Damit kommen wir zur zweiten großen Säule der Leistungsüberprüfung: die Trainingssteuerung.
Nichts ist schlimmer als ein Test, dessen Ergebnis dann für das weiterführende Training hat nicht berücksichtigt wird.
Eine Abfolge von Tests sollte den Trainer*innen nicht nur dazu dienen, die Spieler in eine Testsituation zu bringen, ist also kein Selbstzweck. Die Ergebnisse sollten den Handelnden eine solide Informationsbasis liefern, von der aus sie das zukünftige Training abhängig machen.