Julia Simic stellt sich vor

B42

20.05.2018 Lesezeit: 3 min

Das Know-How der Profis für den Amateurfußball

Mit Julia Simic ist das Team von B42 komplett. Wir wollen euch unser neustes Teammitglied in diesem Interview vorstellen und euch natürlich verraten, was wir in Zukunft gemeinsam planen. Dafür haben wir uns Zeit für ein ausführliches Interview genommen:

B42: Hi Julia, du hast dich Anfang Mai dem Team von B42 angeschlossen. Für alle die dich jetzt vielleicht noch nicht kennen sollten, stell dich doch kurz vor. Wer ist denn Julia Simic und was machst sie aktuell?

JULIA: Ich bin Fußballspielerin und aktuell beim SC Freiburg in der Frauen-Bundesliga im Mittelfeld aktiv. Mit 29 Jahren ist der SC natürlich nicht meine erste Station als Fußballerin. Mit 16 Jahren bin ich aus meiner Heimat Fürth nach München gezogen, um dort 8 Jahre für den FC Bayern München in der Bundesliga zu spielen. Nach sehr erfolgreichen, aber auch verletzungsreichen Jahren in München, unter anderem 2 Kreuzbandrissen, habe ich 2013 den Schritt zum Champions-League Teilnehmer Turbine Potsdam gewagt.

Ehe 1,5 Jahre später weiter zum Triple-Anwärter VFL Wolfsburg ging. In der Zeit konnte ich 4 Pokalsiege, 1 Deutsche Meisterschaft, 3 Vizemeisterschaften sowie 1 Champions-League Finale und 3 Champions-League Halbfinals erreichen.

Gerade durch die Knieverletzungen habe ich am eigenen Leib erfahren, wie der menschliche Körper, aber auch der Kopf eines Sportlers tickt.

B42: Die meisten kennen dich als aktive Profispielerin, aber mit diesem Projekt gehst du in eine völlig neue Richtung. Welche Ziele hast du dir selbst gesteckt oder besser gesagt, wie denkst du kann die Zusammenarbeit dem Amateurfußball helfen?

JULIA: Wie bekannt sein dürfte, verdienen wir Frauen mit dem Fußball keine Millionenbeträge. Deshalb war für mich klar, dass ich mir neben dem Fußball ein zweites Standbein aufbauen möchte, das es mir ermöglicht, auch nach meiner aktiven Zeit im Sportbereich und bevorzugt im Fußball zu arbeiten. Also habe ich mich damals dazu entschlossen, Sportwissenschaften zu studieren und mittlerweile meinen Master in der Tasche.

Gerade durch die Knieverletzungen habe ich am eigenen Leib erfahren, wie der menschliche Körper, aber auch der Kopf eines Sportlers tickt.

Mich persönlich haben die Stunden in der Reha dahingehend sensibilisert, dass ich demütiger und dankbarer mit meiner Gesundheit und einem fitten Körper umgehe und gleichzeitig auch in größerem Maße dazu bereit bin, neben dem alltäglichen Fußballtraining auch präventiv in den Körper zu investieren. Ich glaube, es ist insgesamt wichtig, bei den Sportler, gerade auch im Amateurbereich, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass mit relativ geringem zeitlichen und körperlichen Aufwand, vielen Verletzungen vorgebeugt werden kann.

B42: Du hast gerade deine Knieverletzungen erwähnt. Hatten diese Einschnitte in deiner Karriere einen Einfluss auf deine zukünftige Ausrichtung als Sportwissenschaftlerin?

JULIA: Mit Sicherheit. Viele meiner Studienarbeiten habe ich während meiner Studienzeit dem Thema Knieverletzungen und deren Prävention gewidmet.

Ich glaube, nahezu jeder Sportler, der eine schwerwiegende Verletzung hatte, lernt unglaublich viele anatomische und biomechanische Aspekte seines Körpers kennen und kann sich dadurch auch in Andere besser reinfühlen und Dinge besser nachvollziehen, als ohne diese Erfahrung gemacht zu haben. Auch wenn ich natürlich im Endeffekt gerne darauf verzichtet hätte 😉

"Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass zu 70% Non-Kontakt-Mechanismen für Knieverletzungen verantwortlich sind."

B42: Du hast deine Masterarbeit dem Thema „Kreuzbandverletzungen“ gewidmet. Wo siehst du die wichtigsten Ansatzpunkte, um diesem Verletzungsmuster langfristig den Kampf anzusagen?

JULIA: In der Arbeit ging es speziell darum, die unterschiedlichen Verletzungsmechanismen für Kreuzbandrisse bei Fußballspielerinnen zu durchleuchten und welche Gründe für das außergewöhnlich hohe Risiko für Frauen im Vergleich zu männlichen Kickern ausschlaggebend sein könnten.

Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass zu 70% Non-Kontakt-Mechanismen für Knieverletzungen verantwortlich sind, als Aktionen, in denen kein Kontakt mit dem Gegenspieler stattfindet, sondern lediglich der eigene Körper inadäquat reagiert. Diese große Zahl verdeutlicht, dass man aktiv werden muss und gerade im Bereich Dysbalancen in Muskelgruppen, Beweglichkeit und Beinachsenstabilität arbeiten muss.

B42: Du bist auch auf dem Soccer-Summit im Juni in München als Speakerin aktiv. Um welches Thema wird sich dein Vortrag drehen?

JULIA: Der Vortrag wird sich vor allem um die unterschiedlichen Möglichkeiten des Präventionstrainings und deren Einbau in den Trainingsalltag drehen und darüber hinaus spreche ich natürlich auch über meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke als Spielerin hinsichtlich dieser Thematik.

Ich werde deshalb auch in der B42 Community auf Facebook viele Artikel und auch Live-Videos zu genau diesen Themenbereichen veröffentlichen.

B42: Das hört sich doch spannend an. Eine letzte Frage. Wenn du dir eine Sache aussuchen könntest, welches Ziel würdest du gerne zusammen mit B42 erreichen?

JULIA: Ich glaube, wie vorher schon erwähnt, liegt der Fokus vor allem darauf, bei den Spielerinnen und Spielern und insbesondere auch deren Trainern ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Präventionstraining zu schaffen.

Ich habe mal ein Zitat von Trainer José Mourinho gelesen, in dem heißt es: „Um Klavier spielen zu lernen, rennt der Klavierspieler nicht um das Klavier, er spielt das Klavier!“ Damit möchte er andeuten, dass es nach seiner Auffassung im Fußballtraining vordergründig darum geht, möglichst fußballspezifisch und spielnah zu trainieren.

Eine Auffassung von vielen Trainern, deren Umsetzung bei den Spielern naturgermäß gut ankommt, da die Motivation bei Spielern in Trainingsformen grundsätzlich höher ist, sobald ein Ball dabei ist.

Darunter sollten aber präventive und athletische Aspekte nicht leiden. Ich selbst erinnere mich an unzählige Diskussionen von Spielern mit Trainern über die Sinnfrage bestimmter durchgeführter Übungen. So ähnlich wie die klassische Sinnfrage in der Schule: „Für was brauch ich Mathe in meinem späteren Leben!“ kann man die Frage auch häufig auf den Trainingsplatz ummünzen: was bringt es mir denn, über irgendwelche Hürden zu springen oder mich auf dem Boden zu welzen?

Die begrenzte Trainingszeit gilt es gerade in unterklassigeren Mannschaften möglichst effektiv und zweckmäßig einzusetzen. Und dabei sollte das Ziel sein, vielen Trainern und Spielern Übungen an die Hand zu geben, mit deren Hilfe die Spieler weniger verletzungsanfällig und gleichzeitig fitter sind. Ich werde deshalb auch in der B42 Community auf Facebook viele Artikel und auch Live-Videos zu genau diesen Themenbereichen veröffentlichen.

Ich würde mir wünschen, dass Julia Simic später nicht nur als Spielerin in Erinnerung bleibt, sondern auch als eine Person außerhalb des Platzes, die vielen Amatuersportlern mit ihren Erfahrungen geholfen hat.

B42: Vielen Dank Julia für deine Zeit und deine Antworten. Wir freuen uns wirklich sehr mit dir gemeinsam diese Projekte anzupacken und damit vielen Fußballspielern und – spielerinnen zu helfen.