4-3-3-Pressing erklärt
Auf der Taktiktafel funktioniert Klopps Idee von Pressing und Gegenpressing wie folgt:
In vorderster Linie laufen die Außenstürmer*innen die Innenverteidiger*innen, die zuvor den ersten Pass erhalten hat, bogenförmig an. So soll zum Einen Druck ausgeübt und zum Anderen der Passweg zu den Außenverteidiger*innen zugestellt werden. Die beiden weiteren Stürmer*innen im 4-3-3 System orientieren sich an ihren Gegenspieler*innen, meist der oder die zweite Innenverteidiger*in sowie der oder die defensive Mittelfeldspieler*in.
Hinter der ersten Linie formieren sich die beiden „Achter“ sowie der defensivere zentrale „Sechser“. Die Mittelfeldlinie orientiert sich dabei an den Schnittstellen der drei vordersten Angreifer*innen und achtet auf das raumorientierte Schließen des Zentrums, jedoch nicht, ohne die unmittelbaren Passwege zuzustellen.
Das Ziel ist es, das Spiel des Gegners nach innen zu lenken, wo der/die Mittelstürmer*in sowie das Dreier-Mittelfeld die Räume bereits stark verdichtet haben. Die einzigen einfacheren Optionen, die den Ballführenden noch bleiben, ist entweder der hohe Pass in die Tiefe, oder die Verlagerung zu den Außenverteidiger*innen. Kommt es zum Pass in die Außenspur, dient dies erneut als Pressing-Auslöser. Folglich versucht das Team nun den/die Außenverteidiger*in zu isolieren.
Pressing und Gegenpressing
Das Klopp'sche Gegenpressing folgt dem gleichen Modell wie das Pressing. Mit dem Unterschied, dass dies direkt nach dem eigenen Ballverlust angegangen wird. Wenn das gegnerische Team den Ball im eigenen Drittel in einer geordneten Defensive erobert und ins Umschaltspiel übergeht, somit also den Fokus auf eine geordnete Offensive legt, ist die Chance hoch, dass er dabei die Ordnung in der eigenen Defensive verliert.
Dafür ist es notwendig, dass sich die SpielerInnen im Klopp-System wiederum auch bei eigenem Ballbesitz vorausschauend positionieren. Hier kann die 4-3-3 Aufstellung auch in ein 4-1-2-1-2 umgewandelt werden, das nach Ballverlust wieder in die ursprüngliche Grundordnung übergeht. Klopp formulierte seine Überlegungen zu diesem Gegenpressing-Prinzip einst treffend:
„Denken Sie an die Pässe, die man spielen muss, um einen Zehner in die Position zu bringen, in der er einen genialen Pass spielen kann. Mit Gegenpressing kann man den Ball näher am Tor zurückerobern. Da ist es nur noch ein Pass bis zu einer Großchance.
Der beste Spielmacher ist Gegenpressing, der günstigste Moment, den Ball zu erobern, ist direkt nach dem eigenen Ballverlust. Und deshalb ist Gegenpressing so wichtig." Sowohl Pressing als auch Gegenpressing können natürlich in allen Mannschaftsteilen erfolgen. Unterschieden wird dabei zwischen Angriffs-, Mittelfeld- und Abwehrpressing.
Je nachdem, auf welcher Höhe des Spielfeldes das Pressing praktiziert wird: am gegnerischen Sechzehner, an der Mittellinie oder in der eigenen Spielhälfte.
Spielertypen im Klopp-System
Egal, wo das Pressing gerade stattfindet, für dessen Umsetzung braucht es die richtigen Spieler(typen). Eine schnelle vorderste Reihe ist dabei sehr wichtig, auch taktisch geschickte und mutige Abwehrspieler*innen, die über eine gewisse Grundschnelligkeit verfügen.
Wenn die Stürmer*innen vorne pressen, rückt die letzte Reihe nach und gibt so natürlich Raum in ihrem Rücken preis, woraufhin eventuelle lange Bälle des Gegners abgefangen werden müssen. Ein ausschlaggebender Punkt ist die Fitness, die bei jedem Profi aber vorausgesetzt sein sollte. Vielmehr komme es auf das Durchhaltevermögen und der inneren Einstellung an, als auf das der körperlichen Kraft, erklärte Klopps Co-Trainer Peter Krawietz einmal im „kicker“.
Dinge, die die Spieler*innen also schon mitbringen oder ein Trainertyp wie Klopp seinen Schützlingen eindringlich vermittelt. Und dies gilt ja ohnehin als die größte Stärke des Welttrainers der Jahre 2019 und 2020.