DFB verzichtet auf WM in Qatar und stärkt den Frauenfußball

B42

01.04.2022 Lesezeit: 3 min

Was für ein spektakulärer Tag im deutschen Fußball! 

Die erste große Nachricht des Tages: der DFB zieht die deutsche Nationalmannschaft von der Weltmeisterschaft in Katar zurück.

DFB boykottiert WM in Katar

Ein überraschender, aber richtiger und konsequenter Schritt. Zu hoch war der öffentliche Druck, zu offensichtlich die andauernden Menschenrechtsverletzungen im Golfstaat. Ungefähr 15.000 Gründe gab es, diese Weltmeisterschaft nicht mit einer Teilnahme des mitgliedsstärksten Fußballverbands und der zeiterfolgreichsten Männer-Nationalmannschaft der Welt zu unterstützen. 

Ein Schritt der eigentlich schon vor Monaten – spätestens nach Bekanntgabe der erschreckenden Todeszahlen unter den Gastarbeitern auf WM-Baustellen – hätte vollzogen werden müssen, der aber weiterhin das einzige richtige Zeichen ist. Zumindest dann, wenn man als Verband seiner Rolle als gemeinwohlorientierter e.V., auf dem Fundament von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten gerecht werden möchte.  

Der DFB folgt damit dem Vorbild der Fußballgroßmacht Italien und unserer Nachbarn aus Österreich und Tschechien, sowie der Türkei, die sich bereits letzte Woche allesamt entschlossen hatten diese Weltmeisterschaft zu boykottieren.  

So sehr uns dieser Schritt als Fußballfans – auch hier bei B42 – schmerzt: nach den schweren und skandaldurchseuchten letzten Jahren sind wir stolz auf unseren Fußballverband und diesen mutigen Schritt.

Es ist ein schwieriger, aber wichtiger Schritt zu einem faireren, ehrlicheren und gerechteren Fußball! 

Was ist diese WM noch wert? 

Über die Auswirkungen auf den Weltfußball können wir derzeit zur spekulieren. Fest steht, dass die Weltmeisterschaft bereits jetzt einen Teil ihrer sportlichen Relevanz eingebüßt hat. Denn eine Weltmeisterschaft ohne den amtierenden Europameister und den Sieger der vorletzten Weltmeisterschaft hört sich für uns einfach ein bisschen nach Vorbereitungsturnier an. 

Und Gerüchten zufolge hatten weitere renommierte Fußballverbände mit dem Gedanken gespielt ihre Nationalmannschaften von der Weltmeisterschaft zurückzuziehen, u.a. Portugal mit Superstar Christiano Ronaldo und Polen mit Weltfußballer Robert Lewandowski. Wie viele andere Fußball-Großmächte konnte man sich nach langem Hin-und-Her letztendlich dann doch nicht zu einem Rückzug durchringen. 

Stattdessen hat der Boykott inzwischen auch auf weiteren Kontinenten prominente Unterstützer gefunden: Kolumbien, Chile, Paraguay, Ägypten und Nigeria haben inzwischen alle ihre Nicht-Teilnahme verkündet. 

Die FIFA hat gestern hingegen wenig überraschend noch einmal ihre Unterstützung und Vorfreude auf das Turnier verlautbart. Und FIFA-Präsident Gianni I. (52) hat kürzlich bei der Vorstellung des Volunteer-Programms ein akkurates – vibrierendes – Stimmungsbild geschaffen.  

Equalpay statt Katar

Mit fortlaufenden Bedeutungsverlustes dieses vibrierenden nicht-mehr-ganz-so-Großturniers rückt ein weiteres Ereignis verdientermaßen in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung: die Europameisterschaft der Frauen in England diesen Sommer.  

Dementsprechend folgte direkt nach dem überraschenden und richtigen Rückzug der Männernationalmannschaft von der Weltmeisterschaft in Katar im Winter, der nächste Hammer: der DFB hat sich entschieden,,, bei Großturnieren Frauen und Männern die gleichen Prämien zu zahlen. 

„Equalpay“ wird – zumindest bei der Nationalmannschaft – endlich auch in Deutschland zur Realität. 

Damit würdigt der DFB die enormen Fortschritte bei der Professionalisierung des Frauenfußballs und stellt klar, dass die Frauennationalmannschaft unsere Fußballnation genauso selbstverständlich und würdig auf dem internationalen Parkett repräsentiert wie ihre männlichen Pendants. 

In diesem Jahr bedient sich der DFB dabei, an den freiwerdenden Prämien der Männer. Das zusätzliche Budget wird einerseits zur Aufstockung der Prämien unserer Nationalspielerinnen für diese kommende Europameisterschaft und anderseits in die Nachwuchsförderung junger Frauen und Mädchen gesteckt. 

Danke DFB!

Die gesellschaftliche Botschaft, die der DFB damit sendet, ist eindeutig: es wäre ein Unding unseren Männern, um eine vielfache höhere Prämie für die Teilnahme an einem höchst fragwürdigen Turnier zukommen zu lassen als unseren Frauen, die im Mutterland des Fußballs um ihren neunten! EM-Titel kämpfen. 

Selbstverständlich verstehen auch wir, dass sich die Gesetze des Marktes nicht einfach außer Kraft setzen lassen. Demensprechend kommt man einem flächendeckendes Equalpay in einem ökonomisch offenen System wie dem europäischen Fußball nicht per Dekret, sondern nur durch vermehrte und gezielte Vermarktung näher.  

Der DFB als gemeinnütziger Verein ist den Gesetzen des Marktes allerdings nur bedingt unterworfen. Vielmehr hat er eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Dazu gehört auch Ungerechtigkeiten zu erkennen und Ungleichheiten zu beseitigen. 

Wir gratulieren dem DFB zu diesem plötzlichen und konsequenten Sinneswandel und zu diesem starken Zeichen für mehr Gleichberechtigung im Profifußball! 

Befearless. Befocused. BeDFB.