So weit so gut. Du bist also jetzt am Ende deiner Zwangspause angekommen und willst wieder zu alter Form zurückfinden. Was du dafür zuallererst brauchst, ist Geduld. Ja, richtig gelesen. Genau das, worauf du jetzt am wenigsten Lust hast, wird dir am meisten helfen. Die meisten mentalen Schwierigkeiten nach einer Verletzung sind nur das Ergebnis von Ungeduld. Du hast schließlich lang genug gewartet und willst so schnell wie möglich wieder topfit sein.
Doch genau diese Einstellung führt häufig dazu, dass du entweder das Gefühl hast, es geht nicht schnell genug oder dass du die Intensität deiner Trainingseinheiten so schnell steigerst, dass du dich erneut verletzt oder mit Überbelastungsreaktionen zu kämpfen hast. Also habe Geduld. Auch wenn du immer wieder andere Spielerinnen siehst, die nach derselben Verletzung, wie du sie hattest, überraschend schnell wieder auf dem Platz stehen, vergiss nicht, dass du wahrscheinlich eine andere Ausgangsposition hast. Der Vergleich mit anderen Spielerinnen führt selten zu positiven Gedanken, also bleib bei dir und gib dir selbst die Zeit, die du brauchst. Geduld wird immer belohnt und erspart dir unnötige Selbstzweifel.
Was ist aber mit der Angst, dich doch wieder zu verletzen? Wie schaffst du es, deinen Kopf wieder so frei zu machen, dass du nicht nur mit 80% in den jeden Zweikampf gehst?
Dafür gibt es zwei, einfache Lösungen.
#1 Fokussiere dich auf das, was du willst
Lass uns kurz einen Blick darauf werfen, was Angst wirklich ist. Im Grunde genommen, kannst du dir einfach folgenden Satz merken: “Angst ist nichts weiter als die Annahme nicht geprüfter Sachverhalte und Tatsachen.” Welche Beweise hast du denn dafür, dass du dich wieder verletzen wirst, sobald du in den nächsten, intensiven Zweikampf verwickelt wirst? Meist keine! Diese Angst existiert nur in deinem Kopf. Vielleicht hast du dich in einer ähnlichen Situation in der Vergangenheit verletzt und dein Kopf schlussfolgert daraus, dass sich dieses Ereignis jetzt automatisch wieder genauso wiederholen muss.
Doch eins darfst du dir in diesem Zusammenhang merken: “Deine Vergangenheit definiert nicht deine Zukunft.” Denke mal darüber nach, wie oft du schon vor etwas Angst hattest und wie oft dieses Angstszenario tatsächlich eingetreten ist. Dein Kopf spielt dir einen Streich und noch viel schlimmer, er lenkt deinen Fokus immer wieder auf den schlimmsten Ausgang deiner Zukunft. Je mehr du daran denkst, dass du dich wieder verletzen könntest, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch passiert.
“Das, worauf du dich fokussierst, wird zu deiner Realität.” (Jen Sincero)
Wenn du einmal erkannt hast, wie deine Angst wirklich entsteht und dass es dafür keine Beweise gibt, dann nimmst du deiner Angst den Wind aus den Segeln und richtest deinen Fokus wieder bewusst auf den positiven Ausgang deiner nächsten Handlungen.
#2 Fokussiere dich auf den Moment
Der einfachste Weg deine Ängste loszulassen, ist im Hier und Jetzt zu bleiben. Deine Ängste beschäftigen sich nur mit möglichen Szenarien der Zukunft, doch diese Zukunft ist noch nicht passiert. Was für dich zählt, ist der jetzige Moment. Hier kommt dir dein Achtsamkeitstraining der vergangenen Wochen oder Monate wieder zugute. Je achtsamer du bist, desto mehr bist du im Hier und Jetzt und desto weniger spielen Vergangenheit oder Zukunft eine Rolle.
Du bist zu 100 % fokussiert auf deine nächste Bewegung, den nächsten Zweikampf, den nächsten Pass. Das ist alles, worauf es ankommt. Je öfter du diesen Zustand außerhalb des Platzes trainierst, desto einfacher wird es für dich, diesen Zustand später im Training und Spiel wieder abzurufen.
Zu guter Letzt geht es darum, das Vertrauen in dich und deinen Körper wiederzufinden. Auch hier kommt es wieder ganz auf deinen Fokus und deine Perspektive an.
Nach einer Verletzung nimmst du plötzlich jedes kleine Zwicken in deinem Körper wahr. Jedes unbekannte Gefühl versetzt dich in Alarmbereitschaft, besonders wenn es um deine gerade erst geheilten Körperbereiche geht. Was ist aber mit all den Bereichen deines Körpers, die sich gut anfühlen? Was ist mit all den Momenten, in denen du dich gut fühlst und all den Bewegungen, die du komplett schmerzfrei durchführen kannst? Schon wieder trickst dich dein Kopf aus.
Du bist so fokussiert auf potenzielle Schmerzen in deinen frisch geheilten Körperbereichen, dass du nichts anderes mehr wahrnimmst oder sogar glaubst, Schmerzen zu spüren, die überhaupt nicht da sind. Achte also stattdessen ganz bewusst auf alles, was dir Selbstvertrauen und Sicherheit gibt, in dem du dir die passenden Fragen stellst.
Welche Bereiche deines Körpers fühlen sich richtig gut und stark an?
In welchen Situationen fühlt sich dein Körper richtig gut an?
Was spricht dafür, dass du deinem Körper wieder zu 100 % vertrauen kannst?
Noch mehr Sicherheit kannst du dir erneut durch gezieltes, mentales Training holen. Nimm dir kurz 5-10 Minuten Zeit, such dir einen ungestörten Platz und schließ deine Augen. Stell dir vor, du bist zurück auf dem Platz, zurück im Spiel, besser als je zuvor. Sieh dich selbst, wie du in deiner Vorstellung wieder alles geben kannst, wie du mit Leichtigkeit dein Spiel gestalten kannst, wie dein Körper problemlos die Belastungen des Spiels meistert und wie du voller Vertrauen wieder alles aus dir herausholen kannst. Jede dieser mentalen Trainingseinheiten wird dir mehr Selbstvertrauen geben, denn dein Kopf kann nicht unterscheiden, ob all das jetzt wirklich passiert oder ob du es dir nur vorstellst. Je weiter diese Vision in dir wächst, desto näher kommst du deinem starken Comeback.
Wie so oft beginnt dein Erfolg also auch im Falle deines Comebacks in deinem Kopf. Wenn du allerdings die Spielchen deines Kopfes verstanden hast und mit den passenden Strategien deinen Fokus immer wieder bewusst auf das richtest, was dir Sicherheit und Selbstvertrauen gibt, dann bist du definitiv in der Lage, stärker zurückzukommen als je zuvor. Oder wie es schön heißt: “The comeback is always stronger than the setback.”
Be fearless. Be focused. B42