Alkohol und der Amateurfußball

B42

15.12.2022 Lesezeit: 3 min

Alkohol im Amateurfußball – Auswirkungen auf deine Leistungsfähigkeit

Natürlich weiß jeder Spieler, dass Alkohol seine Leistungsfähigkeit negativ beeinflusst, aber nur wenige lassen tatsächlich die Finger davon. Auch mir ist bewusst, dass der Konsum von Alkohol im alltäglichen Leben von fast allen Amateurfußballspielern fest verankert ist.

Unser Sport und das Vereinsleben stellen für viele einen zentralen Bezugspunkt in ihrem Leben dar und diese gesellschaftlichen Anlässe stehen so gut wie immer in Verbindung mit dem Konsum von alkoholischen Getränken.

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Statistik beweist deutliche Leistungseinbrüche

Eine Umfrage unter Amateurfußballern von der B-Klasse bis in die Landesliga aus dem Jahr 2006 ergab, dass nur knapp 2 % der Befragten komplett auf Alkohol verzichten. Die restlichen 98 % bestätigten, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu konsumieren. Über 11 % gaben sogar an, zwischen drei und viermal pro Woche zu trinken.

Angesprochen auf ihre letzten 15 Wettkampfspiele räumten über die Hälfte der Befragten ein, mindestens vor einem Spiel betrunken gewesen zu sein, knapp über ein Viertel hatte einen oder mehrere Vollräusche.

Interessant ist vor allem der Punkt, dass fast 88 % der Testpersonen angaben, im Wettkampfspiel durch den zurückliegenden Alkoholkonsum beeinträchtigt gewesen zu sein.


Manche Spieler nehmen Leistungseinbußen bewusst in Kauf – warum?

Warum ist das so, warum nimmt der Spieler eine Leistungseinbuße in Kauf, obwohl es bei vielen Akteuren die ganze Woche über um nichs anderes geht, als das Spiel am Wochenende?

Alkohol löst im Gehirn ähnliche Prozesse aus, wie der Konsum von Kokain, Amphetaminen oder anderer Betäubungsmitteln.

Als Folge dieser Abläufe empfindet der Körper den Konsum von Alkohol als enorm positiven Reiz. Folglich speichert er die Aufnahme des Rauschmittels für sich als wichtig ab. Und zwar als so bedeutend, dass es den meisten Spielern egal ist, dass sie sich durch den Konsum von Alkohol vor ihrem Wettkampfspiel selbst in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Das Bedürfnis des Körpers nach „Rausch“ besiegt den Verstand.

Dopamin – das Glückshormon im Körper

Unser Glückshormon, welches die Zellen untereinander kommunizieren lässt. Es hat die Aufgabe, unsere Aufmerksamkeit auf die Reize zu lenken, deren Befriedigung zu unserem Wohlbefinden führen.

Diese Reize werden im Anschluss durch unseren Körper als „besonders wichtig“ eingestuft. Nahrungsaufnahme, Schlafen oder Sex sind existenzielle Bedürfnisse, deren Befriedigung zu Wohlbefinden und somit zur Ausschüttung von Dopamin im Körper führen.

Der Konsum von Alkohol führt zu einer 200-fach erhöhten Ausschüttung unseres Glückshormones durch die Nervenzellen. Das Kommunikationssignal der Zellen untereinander wird dadurch enorm verstärkt. Dies führt schließlich dazu, dass unser Gehirn beginnt, Alkohol als einen sehr wichtigen und positiven Reiz wahrzunehmen – genau wie Sex oder Essen.


Schlechtere Koordination, sinkende Schnelligkeit – Alkohol zeigt sich in vielen Disziplinen auf dem Platz

Seit vielen Jahren wird nun bereits die Auswirkung von Alkohol auf die körperliche Leistungsfähigkeit untersucht. Vor allem der Einfluss des Ethanols auf das zentrale Nervensystem behindert die Kommunikation zwischen den Steuerorganen des Gehirns und der Muskulatur.

Dies hat vor allem eine verlängerte Reaktionszeit und eine Beeinträchtigung der Koordination zur Folge. Dieser Umstand schlägt im weiteren Verlauf natürlich negativ in den Bereichen Schnelligkeit und den Schnellkrafteigenschaften zu Buche. Durch den vorangegangenen Alkoholkonsum benötigst du mehr Zeit bei der Ballan– und mitnahme, deinen Entscheidungsprozessen im Gehirn und bei der letztendlichen Ausführung der Aktion (Pass, Schuss, Dribbling).


Alkohol bringt auch die Muskulatur an seine Grenzen

In zahlreichen Studien wurde eine verminderte Muskelleistung nach der Einnahme von Alkohol belegt. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Alkohol die Proteinbiosynthese und die Gluconeogenese hemmt bzw. blockiert.

Das bedeutet nichts anderes, als dass es zum einen deiner Leber nicht möglich ist, deinen Muskeln den benötigten Zucker bereit zu stellen. Zum anderen hat es eine circa 20 % schlechtere Regeneration der beanspruchten Muskeln zur Folge und verzögert diese um bis zu 24 Stunden.

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Ich habe in meiner Karriere mehrere Spieler erlebt, die mit dem auf ihnen lastenden Druck vor dem Spiel nicht umgehen konnten. Teilweise wurde ihnen der Druck von außen aufgeladen, teils hatten sie sehr hohe Erwartungen an sich selbst.

Alkohol war für diese Akteure am Vorabend des Spieles ein Ventil, um den Druck abzufedern und vermeintlich „unbeschwert“ ins Spiel gehen zu können. Unbeschwert deshalb, da sie ja bereits eine perfekte Ausrede für eine schwache Leistung parat hatten und sich selbst im Falle einer indiskutablen Vorstellung beruhigen konnten.

„Natürlich habe ich schlecht gespielt, ich war ja auch am Vorabend voll wie ein Eimer“.


Auf ein Wort: Auch mir ging es bereits so

Kennst du solche Spieler? Ich auch, einen sogar ziemlich gut. Nämlich mich. Leider beschreiben diese letzten Zeilen meine Anfangsjahre im Herrenbereich ziemlich treffend.

Ich konnte lange Zeit mit dem selbst erzeugten Druck nicht umgehen und flüchtete mich in lange Disconächte und Alkoholgelage vor den Spielen.

Heute weiß ich, wie sehr ich mir damals selbst geschadet habe. Ich möchte, dass dich diese Zeilen in Zukunft zum Nachdenken anregen. Hätte mir vor 15 Jahren jemand so einen Artikel in die Hand gedrückt, dann hätte das meinen Trainern viele graue Haare erspart.

Aus heutiger Sicht war ich wohl lange Jahre der Alptraum eines jeden Coaches. Ich hoffe jedoch, dich mit diesen Zeilen vor solchen Fehlern zu bewahren.


Über den Autor:

Als staatlich zugelassener Ernährungsberater, Personal-Trainer und UEFA-B-Lizenz-Inhaber, kann Coach Andi genau das vermitteln, wonach er selbst seine ganze Fußball-Karriere gesucht hat:

Bessere Performance durch smarte Ernährung und gezieltes Training.

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